Felix Baumeister
Burn Out im Home Office
Aktualisiert: 22. Feb.
Stress und Burn Out beim Arbeiten von Zuhause
In meinem vorherigen Beitrag habe ich das Home Office gelobt, es gibt natürlich auch eine Seite des Home Office, die nicht ausser Acht gelassen werden darf: Burn Out. Gerade weil der Laptop im Home Office ständig erreichbar ist, gerade weil es eine fliessende Grenze gibt, zwischen Privat und Geschäftlich (oft nur eine Tür zum Arbeitszimmer, meist ist das Home Office im Wohnzimmer oder Esszimmer) muss man einige Regeln befolgen. Der Impact auf die psychische Gesundheit kann sonst sehr schnell unerträglich werden.
Was ist das Problem im Home Office? Dafür müssen wir uns zunächst anschauen, was passiert, wenn wir nicht im Home Office sind. Wir stehen auf, erledigen unsere individuellen Morgenrituale und sitzen meist mit einer Tasse Kaffee oder Tee am Küchentisch. Vielleicht lesen wir etwas, oder wir hören Radio oder Musik. Schnell noch die privaten Emails checken und vielleicht noch schnell Erledigungen machen, bevor wir uns fertig machen fürs Büro. Mit dem Verlassen des Hauses beginnt der Arbeitsweg und wenn wir im Büro angekommen sind, vielleicht noch schnell einen Kaffee und dann (und auch erst dann) beginnt die Arbeit.
Genau hier fängt die erste klare Unterscheidung zum Home Office an. Arbeite ich im Home Office, kann ich schon morgens vor der ersten Tasse Kaffee den Laptop einschalten und schonmal Emails lesen. Ehe man sich versieht, ist es schon Mittagszeit und man hat nicht gefrühstückt, einkaufen gehen wollte man eigentlich auch noch und bei der Versicherung anrufen.
Hier der erste Tipp: Keinen Unterschied machen zwischen Home Office und Office Morgenroutine. Bevor ich den Arbeitslaptop einschalte, sollte ich alles was ich sonst auch morgens machen würde erledigt haben. Läuft der Laptop erstmal, gibt es fast immer zu viel zu tun, als das man sich noch die Zeit für diese „unwichtigen“ Dinge nimmt.
Die zweite Falle ist der Verzicht auf die Mittagspause. Im Office werde ich pünktlich um 11.30 von meinen Arbeitskolleginnen und Kollegen zum Lunch abgeholt. Man geht gemeinsam Essen, unterhält sich, und trinkt gemeinsam noch einen Kaffee. Diese unscheinbare Pause enthält alles, was für Gesundheit und Wohlbefinden im Kopf wichtig ist, Energieaufnahme, Ablenkung, sozialer Austausch, Lachen, Abschalten von Themen die nur die Arbeit betreffen.
Im Home Office verzichten viele auf diese Pause und arbeiten lieber durch. „Ich muss das noch kurz fertig machen“ oder „Ich habe um 1 schon das nächste Meeting“ können sehr schnell zur Belastung werden. Hier ist es wichtig fixe Blocker im Kalender einzutragen und die Mittagspause konsequent einzuhalten. Nach dem Essen 15 Minuten aufs Sofa setzen, oder jemanden anrufen und über das Wochenende quatschen. Noch besser ist natürlich ausserhalb essen gehen, oder zumindest einen kleinen Spaziergang nach dem Essen.
Hier lässt sich das Gehirn durch kleine Tricks überwinden. Nehme ich mir vor, jeden Tag eine Stunde spazieren zu gehen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass man überhaupt raus geht. Wenn ich mir aber fest vornehme in jeder Mittagspause 10 Minuten draussen spazieren zu gehen, ist das Ziel schon eher in greifbarer Nähe. Vielleicht hilft auch eine wöchentliche Schritte-Challenge mit den Kollegen? Fast alle Smartphones können heutzutage Schritte zählen.
Die dritte Falle sind kleine, regelmässige Pausen. „Kommst du grad mit auf einen Kaffee?“ fehlt leider auch im Home Office. Umso wichtiger ist es regelmässig aufzustehen, rumzulaufen, Wasser oder einen Tee trinken, ein Stück Obst essen. Laut Daniel H. Pink (Auszug aus dem Buch „When“) ist man am effizientesten bei 52 Minuten arbeiten und 17 Minuten Pause. Lässt sich dies aktuell in eurer Rolle nicht realisieren, tut es aber auch 55 Minuten arbeiten und 5 Minuten Pause. Schon diese kleinen Pausen können einen grossen Benefit auf die Gesundheit haben.
Als letztes natürlich noch der Arbeitsplatz. Hier sollte man langfristig nicht auf einem zu kleinen Holzstuhl an einem eigentlich zu hohen Tisch sitzen. Nicht jeder kann viel Geld in die Austattung investieren, allerdings gibt es inzwischen schon gute, robuste Arbeitsplätze für unter 500 €/CHF. Das beinhaltet einen elektrisch verstellbaren Schreibtisch, einen guten, einstellbaren Bürostuhl und einen Laptopständer.
Zusammengefasst ist folgendes wichtig:
Nicht auf Morgenrituale verzichten
Lunchpausen einhalten, nicht vor dem Laptop, sondern den Kopf mit etwas anderem beschäftigen oder entspannen
Regelmässige kleine Pausen, aufstehen, rumlaufen, frische Luft
Einen gescheiten Arbeitsplatz, der Stehen und Sitzen erlaubt
